Wie wir durch UX das Leben unserer UserInnen vereinfachen können.

Heutzutage ist der Begriff „UX“ in aller Munde. Dass dieses Kürzel immer wichtiger wird, ist allen bewusst, auch wenn nicht immer 100% klar ist, was diese zwei Buchstaben tatsächlich bedeuten. Fangen wir mit einem kurzen Überblick an.

Informationsüberfluss

Wir konsumieren heutzutage mehr Informationen als jemals zuvor. Jeder von uns hat ein Smartphone und wir produzieren und erhalten den ganzen Tag über diverse Infos.

Im Jahr 2010 hat Eric Schmidt (ehemaliger CEO bei Google) gesagt, dass wir innerhalb von 2 Tagen dieselbe Menge an Informationen erzeugen, wie seit Anbeginn der Menschheit bis zum Jahr 2003 entstanden ist. Nochmal betont: In. Zwei. Tagen. Technologien entwickeln sich ständig weiter – das menschliche Denken aber verändert sich nicht mit derselben Geschwindigkeit. Unsere Art zu Denken unterscheidet sich nicht so sehr von der unserer Großeltern – wir werden aber jeden Tag mit viel mehr Informationen konfrontiert.

Dadurch fühlen wir uns heute oft erschlagen von Informationen und Möglichkeiten, weswegen es für uns DesignerInnen wichtig ist, Überlegungen dahingehend anzustellen, wie wir unsere Designs verbessern, die Bedienung erleichtern und unsere User glücklich machen (mit anderen Worten: die User Experience steigern) können. Wie können Produkte/Webseiten/Apps schön und intuitiv gleichzeitig sein? Wie können wir unseren UserInnen helfen, schneller zu finden was sie suchen? Wichtig ist, wie bereits oben erwähnt: Wir sollten sie keinesfalls mit Informationen überladen!

Steigende Erwartungen

Unsere Art zu Denken ist, wie gesagt, nicht so anders als die unserer Großeltern – die Erwartungen die wir haben, steigen aber stetig mit dem Fortschritt der Technologie. Wenn wir an das Nokia 3310 denken, werden wir uns auch an den Moment erinnern, als Snake plötzlich nicht mehr genug war – wir wollten bunte Screens und coole Designs – so ein Handy zum Aufklappen zum Beispiel. Danach sind die ersten Smartphones auf den Markt gekommen, die uns die Möglichkeit eröffneten, unterwegs im Internet zu surfen. Daraufhin folgten iPhones mit flachen Screens und Apps, … Und auch danach entwickelte sich die Technologie noch weiter, bis wir an dem Punkt ankommen, an dem wir uns heute befinden: Wenn wir uns ein Smartphone kaufen, können wir uns sicher sein, dass alles funktioniert, es gibt eine tolle Kamera, Internetzugang, Apps, etc.

Bei der Kaufentscheidung ist nun meist die Handhabung (Experience) das ausschlaggebende Argument, nicht mehr die vorhandenen Funktionen. Manche bevorzugen Android, manche iPhones, … Aber prinzipiell geht es darum, welche Aufmachung einem mehr zusagt und nicht mehr darum, welches besser funktioniert, denn das tun beide.

Hierarchie der Bedürfnisse

Im Jahr 1943 hat Abraham Maslow seine Theorie über die „Hierarchie der Bedürfnisse“ aufgestellt. In dieser beschreibt er, was wir brauchen um uns stufenweise zu entwickeln bis wir unser volles Potential entfalten können. Oberhalb ist Maslow´s Pyramide adaptiert und angepasst an die Bedürfnisse von Website-UserInnen. Hier eine kurze Erklärung:

  • Funktional: Ich komme auf die Seite, kann eine Übersicht sehen und die Hauptfunktionen verwenden.
  • Vertrauenswert: Ich fühle mich sicher dabei, die Seite zu nutzen.
  • Nützlich: Ich kann zwischen Seiten navigieren, alles funktioniert wie erwartet und ich kann Informationen finden. Auch benötigte Funktionen sind da und sehen vertraut aus.
  • Vergnüglich: Es macht mir wirklich Spaß, die Seite zu nutzen.

Leider enden etwa 95% der angebotenen Services auf Stufe 3 (Nützlich).

Viele setzen das Hinzufügen von Funktionen mit einer Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit gleich, aber diese Gleichung geht nicht auf. Tolles UX Design ist das Ergebnis von extra Anstrengungen, Recherchen und Analysen. Ein User ist erst dann richtig zufrieden, wenn das Produkt auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist und Spaß in der Handhabung macht.

UX x UI

Kurz zum Unterschied zwischen UX und UI (User Interface). Prinzipiell geht es beim UI darum wie etwas aussieht während sich UX mit dem Erlebnis befasst, das während der Nutzung entsteht, sowie auch den Inhalten und den Prozessen dahinter. Diese zwei Dinge sind nicht dasselbe. Sie haben verschiedene Herangehensweisen, Strategien und Outputs. Aber sie sind quasi miteinander verwandt, haben dieselbe Vision und dasselbe Ziel, das da lautet: glückliche Nutzer! Es geht also nicht um UI versus UX, sondern um die Kombi UI mit UX!

Ein Beispiel: Der Content ist das Müsli, der Löffel ist das Userinterface, heißt der Kontaktpunkt zwischen User und Content – das essen des Müslis aus der Schüssel mit dem Löffel ist das Erlebnis!

UX ist ein sehr großes Feld, quasi ein Schirm unter dem sich viele Themen versammeln. Der Fokus liegt aber klar darauf, den NutzerInnen das bestmögliche Erlebnis zu bieten während sie das Produkt nutzen. Es ist eine tolle Möglichkeit um mögliche Probleme zu reduzieren und eine permanente Weiterentwicklung sicherzustellen.

Viele fragen sich, ob es tatsächlich notwendig ist, Forschungen anzustellen – die Antwort lautet: Ja! Ohne User Research haben wir keine Beweise, das heißt unsere Arbeit kann nur auf unseren eigenen Erfahrungen und Annahmen bestehen. Wir können aber nicht davon ausgehen, dass alle User sich so verhalten wie wir. Wenn wir ein gutes Produkt entwickeln möchten, brauchen wir Feedback von unserer Zielgruppe. User Research kann hier wichtige Erkenntnisse liefern um das Design zu unterstützen und die User Experience zu steigern – denn ohne Beweise ist UX nur UI.

Hier ist ein sehr gutes Beispiel aus dem Buch „Don´t make me think“ in welchem Steve Krug beschreibt wie wir annehmen, dass unsere User sich verhalten – und im Gegensatz dazu, wie sie es tatsächlich tun:

Wie wir uns online verhalten

Eine der goldenen Regeln die er aufstellt: Wenn wir das Internet benutzen, lesen wir keine Seiten – wir scannen sie! Das bedeutet also, dass wir unsere Seiten an die User-Bedürfnisse anpassen müssen und die Inhalte so formatieren, dass sie dieses Scannen ermöglichen und erleichtern. Dies kann zum Beispiel durch zusätzliche Überschriften, kürzere Textabschnitte, Aufzählungszeichen etc. passieren. Im Idealfall auch mit Bildern und Grafiken die den Inhalt auch visuell unterstützen und bereichern und das Erinnern erleichtern.

UX ist immer im Wandel

Zum Schluss möchte ich sagen: Es gibt keine perfekte Seite und UX ist niemals statisch. Die Art und Weise wie DesignerInnen mit UX umgehen, ändert sich ständig, analog zur Entwicklung der Technologie und den wachsenden Ansprüchen unserer NutzerInnen.

Unternehmen die in den Bereich UX investieren, entwickeln sich ständig weiter, so wie sich auch das Verhalten der BenutzerInnen stetig weiter entwickelt. Wichtig ist es, die UserInnen und deren Bedürfnisse zu verstehen und die Angebote weiterzuentwickeln, um das Benutzen der Seite zu einem positiven Erlebnis zu machen.

Aus Fehlern lernen

Im Bereich UX sind im Gegensatz zu anderen Gebieten, Fehler erlaubt und sogar gewünscht. Jedoch: Je früher sie gefunden werden, desto besser. Das Ziel ist, potentielle Fehlerquellen und Unklarheiten früh aufzuspüren und umzugestalten und auch alles andere was aus User-Sicht nicht optimal ist, zu verbessern.

Wichtig hierbei ist zu testen, zu testen und nochmals zu testen. Natürlich kann man manches möglicherweise erraten oder erahnen. Auch gibt es die Möglichkeit, Beweise durch Statistiken zu sammeln, oder durch schnelle Tests mit Kollegen. Manches kann auch von einem geschulten Auge erkannt werden. Jedoch: Egal welches Produkt, welche Seite oder App – es gibt immer Raum für Verbesserungen.

Ich hoffe es ist nun etwas klarer, was UX bedeutet. Für DesignerInnen ist es wichtig zu verstehen, was Menschen motiviert, das zu tun, was sie tun. Ich persönlich glaube, dass wir durch die Verbesserung im Bereich UX das Leben unserer Benutzer vereinfachen.

Dieser Beitrag wurde von der UX Designerin Aline Thomé verfasst und ist auch auf Englisch sowie auf Medium verfügbar.