Tabellen, Tricks und Tipps.

Empfehlungen für eine wahrnehmungsoptimierte Gestaltung von Tabellen in Online-Geschäftsberichten.

Information Design

Tabellen sind die mit Abstand präsenteste Visualisierungsform in Geschäftsberichten. Nicht selten befinden sich 200, 300 oder sogar 400 Stück in einem einzelnen DAX-30-Bericht. Die Potenziale einer bestmöglichen Gestaltung schöpfen aber nur wenige Konzerne voll aus, wie eine Untersuchung der Geschäftsberichte 2013 von FH Oberösterreich und KPMG kürzlich zeigte.

Mit einem Eye-Tracking-Test haben die FH Oberösterreich und KPMG neben Diagrammen u.a. verschiedene Tabellendesigns für die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) aus Geschäftsberichten anonymisierter DAX-30-Konzerne untersucht. Diese wurden einer Gruppe von Praktikern (29) und Studenten (23) vorgelegt. Ziel der Analyse war es, den Einfluss des jeweiligen Information Designs auf die Wahrnehmung der Probanden zu erfassen. Aus den Ergebnissen leiten die Autoren einige einfache, aber wichtige Empfehlungen für eine wahrnehmungsoptimierte Gestaltung von Tabellen ab, die wir in diesem Beitrag zusammenfassen und diskutieren möchten.

Tabellen in Geschäftsberichten

Empfehlung zur wahrnehmungsoptimierten Gestaltung

Veränderungen explizit ausweisen
Die Bestandsaufnahme der DAX-30-Berichte zeigte, dass Veränderungen zwischen zwei Perioden nur in wenigen Fällen explizit angeführt werden. Den Autoren zufolge sollten in Tabellen wie der GuV Veränderungen zwischen Berichts- und Vorjahr jedenfalls prozentual, idealerweise aber auch absolut ausgewiesen werden (siehe Beispiel im Geschäftsbericht 2014 von ProSiebenSat.1). Die Ergebnisse der Eye-Tracking-Analyse zeigten, dass durch eine explizite Angabe die Anzahl und Dauer der nötigen Blicke bei der Erfassung von Veränderungen zwischen Berichtsperioden wesentlich reduziert wurden. Auch eine Visualisierung der Veränderungen (z.B. durch grüne/rote Balken in der letzten Tabellenspalte) führte zu einer geringeren Fehlerquote beim Erfassen von Veränderungen. Allerdings ist eine solche Leseunterstützung alles andere als die Regel in den untersuchten Geschäftsberichten: kein DAX-30-Unternehmen integrierte visuelle Elemente in die Tabellen.

Aktuelles Jahr nach rechts
Die Autoren empfehlen eine strikte Einhaltung des „Zeitreihenkonzepts“ in Tabellen: Da es in Diagrammen üblich ist, Perioden von links nach rechts anzuordnen, sei es sinnvoll, das aktuelle Jahr auch in Tabellen rechts neben dem Vorjahr zu platzieren. Allerdings zeigte eine zuvor durchgeführte Bestandsaufnahme, dass in 77% aller DAX-30-Berichte das aktuelle Jahr direkt neben den Werte-Beschriftungen erfolgte (also links). Unternehmen müssen hier wahrscheinlich die Vorteile einer etablierten gegen die Vorteile einer (nach Zeitreihenkonzept) einheitlichen Darstellungsweise abwiegen.

Vom Großen ins Kleine
Bei Tabellen mit mehrstufiger Gliederung empfehlen die Autoren eine Zeilenhierarchie, die vom Großen ins Kleine reicht. Mit Ausnahme der GuV sollten Summen in Tabellen stets oberhalb der zu summierenden Werte stehen.

Zeilenhierarchie optisch unterstützen
Summen sollten durch farbigen Hintergrund, horizontale Hilfslinien oder fette Schrift hervorgehoben werden. Als nicht ansprechend empfanden die Studienteilnehmer dagegen kursive oder farbige Schrift (von diesen Schriftstilen sollte man bei Online-Berichten generell absehen). Von einer senkrechten Abgrenzung von Spalten (z. B. durch vertikale Linien oder abwechselnde Hintergrundfarben) sollten Unternehmen ebenso Abstand nehmen. Die Eye-Tracking-Analyse zeigte, dass die Effizienz der Informationsvermittlung unter diesen Formatierungen eindeutig leidet (6,8 Sekunden vs. 12,0 Sekunden).

Zur Quelle: Den kompletten Studienbericht “Information Design in den Geschäftsberichten der Dax 30-Unternehmen” kann man auf der Website von KPMG als PDF herunterladen.

Tabellengestaltung in Online-Geschäftsberichten

Die oben skizzierten Empfehlungen lassen sich größtenteils für Online-Geschäftsberichte übernehmen. Lediglich in einigen Punkten müssen Besonderheiten bei der Formatierung von HTML-Tabellen berücksichtigt werden. So sind beispielsweise punktierte Linien (wie sie in Print-Berichten gerne verwendet werden) am Bildschirm i. d. R. schwer erkennbar und werden von Browsern teilweise unterschiedlich interpretiert. Auch ist der Kontrast bei der Wahl von Spaltenfarben im Vergleich zur Textfarbe wesentlich wichtiger als in gedruckten Berichten, da Nutzer unterschiedliche Bildschirmhelligkeiten verwenden. Digitale Berichte bieten darüber hinaus aber noch eine Reihe zusätzlicher Gestaltungsmöglichkeiten für Tabellen:

Dynamische Tabellen
Zu diesen Möglichkeiten zählen u.a. sogenannte Dynamische Tabellen (siehe Beispiel im Online-Bericht 2014 von BASF). Dieses Feature wandelt die Zahlen einer Tabellenzeile „on-mouse-over“ in ein Liniendiagramm um und trägt damit zu einer schnelleren Erfassbarkeit der Entwicklungen bei (insbesondere bei Mehrjahrestabellen).

Kompakt-Ansicht
Bei größeren hierarchisch aufgebauten Tabellen kann es mitunter sinnvoll sein, Nutzern eine Kompakt-Ansicht der Tabelle anzubieten. Ein Beispiel dafür findet sich im Migros Geschäftsbericht 2014: Nutzer können hier von der vollständigen Detailansicht auf eine auf Summen reduzierte Ansicht wechseln.

Zeilen-Hover
Ein absoluter Standard in Online-Geschäftsberichten ist der On-mouse-over von Tabellenzeilen. Selbst in großen Tabellen wird so die Gefahr eines „Verrutschens“ in der Zeile deutlich reduziert (siehe Beispiel im Online-Geschäftsbericht von Holcim). Darüber hinaus können Zeilen on-click dauerhaft vom Nutzer selbst hervorgehoben werden.

Tabelle Geschäftsbericht

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