
Aus der Masse trockener Geschäftsberichte sticht der Bericht der Vienna Insurance Group optisch und konzeptionell hervor. Der Versicherungskonzern verbindet die Vermittlung von Finanzdaten mit einem durchdachten Storytelling-Ansatz und spricht dadurch verschiedene Zielgruppen an. Im Interview für unser lab erläutert Generalsekretärin Sabine Stiller die Hintergründe dieses Konzepts.
Interview
Was ist das Besondere am VIG-Bericht?
Die VIG hat sich heuer bereits zum zweiten Mal für ein Konzept entschieden, das den Imageteil in spannenden Artikeln mit Fotos und Illustrationen verpackt und in einem herausnehmbaren Zeitungsformat zusammenfasst. Durch Storytelling sehen wir eine gute Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Leser zu erhöhen. Dieses Format lässt sich auch sehr gut in unseren Online-Geschäftsbericht übertragen.
Welchen Stellenwert hat der Geschäftsbericht als Kommunikationsmedium bei der VIG?
Einen sehr hohen. Bei einem Geschäftsbericht darf daher natürlich das wesentliche Ziel der Vermittlung der aktuellen Finanzdaten, der Darstellung und Erklärung der Strategie sowie des Geschäftsmodells nicht aus den Augen verloren gehen. Es gilt den Anspruch gerecht zu werden, einen Bericht von 220 Seiten mit vielen Zahlen und Fakten für verschiedenste Zielgruppen transparent, interessant und lesbar zu machen.
In drei Wörtern, was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Zukunftstrends im Reporting?
Transparenz, Übersichtlichkeit, Online.
Warum ist es Ihnen wichtig den Bericht neben Print auch als Online-Version anzubieten?
Eine verstärkte Berichterstattung in Richtung Online unter Einbeziehung von Reportagen, Interviews, Geschichten, Bildern und Videos ist auch bei der VIG erkennbar. Ich glaube, dass dieser Trend noch weiter geht. Aus diesem Grund legen wir bereits seit Jahren besonderen Wert, einen modernen Lesezugang anzubieten. Auf der Website der Vienna Insurance Group finden die Leser eine sowohl für das Internet als auch für mobile Endgeräte optimierte Online-Version des Geschäftsberichts. Die VIG ist dabei Vorreiter auf diesem Berichterstattungsweg, für den Online-Geschäftsbericht hat das Unternehmen bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten.
Ohne ein hochmotiviertes und engagiertes Team, das sich aus mehreren Abteilungen sowie der begleitenden Online-Agentur zusammensetzt, das Herz, Kreativität, ihre ganze Aufmerksamkeit, viel Zeit und Geduld einbringt, wäre die Erstellung der Berichte in verschiedenen Medien wie Print und Online in der meist knappen Vorbereitungszeit nicht möglich.
Im DAX lässt sich innerhalb der letzten Jahre ein deutlicher Rückgang der Druckauflagen von Geschäftsberichten feststellen. Sehen Sie als ATX-Unternehmen ähnliche Tendenzen?
Die Diskussion „online first“ wird natürlich auch in Österreich geführt. Darüber hinaus sehe ich den Trend am österreichischen Markt, aufgrund der Fülle an vorgeschriebenen Informationen im Konzernanhang und der damit verbundenen steigenden Seitenanzahl in den Berichten, dass Image- und bunte Sujetseiten nicht mehr in gedruckten Geschäftsberichten abgebildet werden.
Richten sich Online und Print an unterschiedliche Zielgruppen?
Der Online-Geschäftsbericht sowie die Zeitung richtet sich vorwiegend an Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner sowie Kleinaktionäre. Wir wollen auch jenen Personen das Unternehmen näher bringen, die vielleicht nicht die Zeit haben, den ganzen Bericht zu lesen oder nicht die notwendige Zahlenaffinität mitbringen. Wie bereits erwähnt, ist bei einem Geschäftsbericht ein wesentliches Ziel die Darstellung der aktuellen Finanzdaten. Die Leser von Printberichten bzw. PDF-Dokumenten sind vor allem Behörden, Investoren, Analysten.
Wo sehen Sie Vorteile von Online-Berichten?
Allen Interessierten wird jederzeit und überall ein Einblick in die Geschäftsentwicklung des Unternehmens ermöglicht. Sämtliche Kapitel können bei der VIG auch als PDF heruntergeladen werden. Zusätzlich stehen den Lesern die wichtigsten Tabellen als Excel-File zum Download zur Verfügung. Weitere Funktionen wie Verlinkungen innerhalb des Berichts sowie der Vergleich mit dem Vorjahr schaffen Transparenz und führen auf direktem Wege zu den gewünschten Informationen.
… und wo die Nachteile?
Die Herausforderung liegt sicherlich darin, die Fülle an Informationen auch im Web übersichtlich in einer guten Struktur darzustellen.
Interview: Martin Sagmüller