Das Center for Research in Financial Communication hat in diesem Jahr eine umfassende Studie zur Nutzung von Geschäftsberichten und den Bedürfnissen ihrer Rezipienten veröffentlicht. Neben qualitativen Experteninterviews mit Emittenten und Vertretern der Zielgruppe wurde eine quantitative Befragung von 100 Analysten und institutionelle Investoren durchgeführt. Besonders interessant waren für uns die Ergebnisse zum digitalen und mobilen Nutzungsverhalten der Kapitalmarktprofis.
Digitale Formate werden am häufigsten genutzt
Der Studie zufolge weisen Online Berichte bereits die höchste Nutzungshäufigkeit auf. 49 % der Rezipienten verwenden diesen häufig oder sehr häufig. Dicht gefolgt wird der Online-Bericht vom klassischen PDF. Insgesamt zeigt die Studie, dass Analysten und Investoren die Inhalte von Geschäftsberichten längst primär digital rezipieren: 60 % der Befragten geben an, dass sie den Geschäftsbericht vor allem auf ihrem Laptop oder PC lesen. 66 % der Kapitalmarktteilnehmer nutzen häufig oder gelegentlich ein Tablet und 53 % der Befragten greifen über das Smartphone auf den Geschäftsbericht zu.
Die hohe mobile Nutzung unterstreicht im Auge der Autoren auch die Notwendigkeit für die mobile Optimierung von HTML-Berichten durch Responsive Design: „HTMLBerichte haben sich die Spitze der Nutzungshäufigkeit erkämpft. Der OnlineGeschäftsbericht wird vor allem am Laptop/PC genutzt, gelegentlich aber auch über Tablets oder Smartphones – hier muss die Nutzbarkeit gewährleistet sein. Responsive Formate sind damit ein Muss.“
Gezielte Nutzung fordert gute Usability
Geschäftsberichte werden offenbar häufig mit einem sehr gezielten Informationsinteresse genutzt: 33 % der Kapitalmarktprofis investieren nur 5-15 Minuten für einen Geschäftsbericht. Besonders Analysten, die viele Unternehmen covern, greifen oft nur sehr kurz auf den Geschäftsbericht zu – dafür jedoch bis zu 3-6 Mal im Jahr. Dieses Bild entspricht den Ergebnissen unserer Studien zur Nutzung von Geschäftsberichten.
Besonders wichtig sind für Rezipienten daher die ständige Verfügbarkeit und Zugänglichkeit des Berichts, eine intuitive Navigation und Interaktionsmöglichkeiten, was das gute Abschneiden von HTML-Berichten in der Befragung erklärt. Ferner sollten Leserführung und Übersichtlichkeit im Fokus der Berichtsgestaltung stehen, um eine effiziente Nutzung zu ermöglichen. Relevante Informationen müssen auf den ersten Blick verständlich sein.
Besonders geschätzt wird außerdem die Suchfunktion, welche von 68 % der Nutzer häufig verwendet wird. Doch auch diverse interaktive Funktionen des HTML-Berichts sind gefragt: 56 % nutzen häufig interaktive Kennzahlenvergleiche oder interaktive Infografiken (40 %). Danach folgen das Online-Glossar und Social-Media-Sharing-Tools (jeweils 35 %). Für mobile Nutzer ist zudem Responsive Design ein zentrales Qualitätskriterium. Der gedruckte Bericht schneidet gerade bei den zwei wichtigsten Aspekten – der Navigation und Auffindbarkeit von Inhalten – schlecht ab. Auch bei der Verfügbarkeit oder Interaktion werden die Nachteile dieses Formats deutlich.
Interesse für die „hard facts“
Die Studie bietet auch Antworten auf eine stets besonders interessante Frage: Welche Berichtsteile eines Geschäftsberichts werden am stärksten genutzt? Die befragten Analysten und institutionellen Investoren interessieren sich demnach vor allem für die Segmentberichterstattung (76 % „eher/sehr relevant“), die Kapitalflussrechnung (70 %) sowie die Gesamtergebnisrechnung (64 %). Die Autoren schlussfolgern: „Der Geschäftsbericht beinhaltet hier viele Details, die nicht in der korrespondierenden Pressemitteilung stehen. Durch diese Detailtiefe gewinnt der Geschäftsbericht als Ganzes an Relevanz.“
Ausblick
Neben vielen anderen Takeaways zeigt die Studie vor allem auch den aktuellen Wandel im Reporting: Weg von Print, hin zu digital. Dieser Wandel muss aber auch mit einem entsprechenden „Digital-First-Denken“ einhergehen, worauf die Autoren hinweisen: „Auch in den Köpfen der Anbieter stirbt Print offenbar langsam: Printberichte sind besonders gut gestaltet, Onlineberichte eher unbefriedigend. Da Onlineberichte aber an der Spitze der Nutzungspyramide stehen, muss gelten: online first. Nur so können die Vorteile neuer Formate in der Aufbereitung und Verbreitung der Berichtsinhalte optimal genutzt werden.”