Motive der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Glaubwürdigkeit, Reputation, Mitarbeiterbindung etc. – die Motive der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind vielfältig.

Mit der Rechenschaftslegung über die nachhaltige Geschäftsentwicklung reagieren Unternehmen auf gesellschaftliche Veränderungen, die sich vor allem in einer stärkeren Beobachtung und Kontrolle durch ihre Umwelt und generell höhere Transparenzanforderungen niederschlagen [Da08]. Der GRI zufolge ist der zentrale Zweck der Nachhaltigkeitsberichterstattung „die Ermittlung, die Veröffentlichung und die Rechenschaftslegung der unternehmerischen Leistung gegenüber internen und externen Stakeholdern im Hinblick auf die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung“ [GRI06]. Sie soll im Kern die diversen Bedürfnisse interner und externer Anspruchsgruppen identifizieren und diese letztlich mit entscheidungsrelevanten Informationen versorgen.

Je nach Unternehmen und Branche können überdies folgende Potenziale als Teilmotive eine Rolle spielen [CL01; HS04; Gi09; Pr10]:

Glaubwürdigkeit & Vertrauen

Durch eine transparente, nachvollziehbare und glaubwürdige Berichterstattung über Nachhaltigkeitsaspekte soll das Vertrauen in die unternehmerische Tätigkeit erhöht werden. Unternehmen können im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung beispielsweise darlegen, wie sie mit spezifischen ökologischen oder sozialen Risiken und Problemen umgehen – und wie sie konkret dazu beitragen, diese zu minimieren. Nachhaltigkeitsberichte zielen dabei nicht nur auf eine höhere Akzeptanz und Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit ab, sondern sie richten sich auch an Partner wie Investoren, Kunden und Lieferanten.

Reputation

Mit der Berichterstattung über ökonomische, ökologische und soziale Entwicklungen können Unternehmen auch ihre Reputation langfristig steigern. Entsprechende Effekte erweisen sich beispielweise im Wettkampf um neue Fachkräfte als nützlich, die sich von einem nachhaltig engagierten Unternehmen womöglich stärker angesprochen fühlen. Je nach Marktumfeld kann sich die Reputation aber auch auf das Kaufverhalten von Kunden oder die Beziehungen zu Lieferanten auswirken.

Mitarbeiterbindung und -motivation

Mitarbeiter stellen Studien zufolge teilweise die größte Nutzergruppe der gesellschaftsbezogenen Online-Kommunikation eines Unternehmens dar [RL09]. Nachhaltigkeitsberichte können einen Beitrag zur Mitarbeiterbindung und zur internen Bewusstseinsschaffung leisten. Die regelmäßige Berichterstattung motiviert die Belegschaft möglicherweise dazu, sich mit Zielen und Aktivitäten ihres Arbeitgebers näher zu beschäftigen, wodurch auch die Identifikation mit dem Arbeitgeber zunehmen kann.

Kontroll- und Steuerungszwecke

Unternehmensintern stellen Nachhaltigkeitsberichte eine transparente Form der Dokumentation und Aufbereitung nachhaltigkeitsbezogener Daten dar. Sie dienen vor allem internen Kontroll- und Steuerungszwecken und sollen unmittelbar zur Verbesserung des (Nachhaltigkeits-)Managementsystems beitragen. Die Auseinandersetzung mit ökologischen und sozialen Risiken kann außerdem zur Minimierung des Gesamtgeschäftsrisikos beitragen.

Benchmarking

Vor allem durch die Vielzahl unabhängiger Kriterienkataloge und Rankings für Nachhaltigkeitsberichte (siehe Infokasten) können Unternehmen die Qualität ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten in Bezug zum Wettbewerb einordnen. Durch einen solchen Vergleich werden Defizite in der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie schneller deutlich und können entsprechend behoben werden. Gute Platzierungen in Rankings haben zudem eine Signalwirkung auf Mitarbeiter, Journalisten, Investoren und andere Anspruchsgruppen.

Dieser Beitrag ist Teil unserer Research-Reihe “Nachhaltigkeitsberichterstattung im Internet”:

Teil 1: In aller Kürze: Was ist ein Nachhaltigkeitsbericht?
Teil 2: Motive der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Teil 3: Vorteile von Online-Nachhaltigkeitsberichten
Teil 4: Onlinespezifische Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichte
Teil 5: Usability von Online-Nachhaltigkeitsberichten

Quellen:

[CL01] Clausen, Jens/Loew, Thomas/Klaffke, Kathrin/Raupach, Michaela/Schoenheit, Ingo (2001): Der Nachhaltigkeitsbericht. Ein Leitfaden zur Praxis glaubwürdiger Kommunikation für zukunftsfähige Unternehmen. Online unter: http://www.nachhaltigkeitsberichte.net/img_neu/NachhBer.pdf [11.04.2012].

[Da08] Daub, Claus-Heinrich (2008): Standard und Entwicklungstendenzen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. In: Isenmann, Ralf/Gómez, Jorge Max (Hrsg.): Internetbasierte Nachhaltigkeitsberichterstattung. Maßgeschneiderte Stakeholder-Kommunikation mit IT. Berlin: Erich Schmidt Verlag.

[Gi09] Giese, Nicole (2009): Inhaltliche Evaluation von unternehmerischer Nachhaltigkeitsberichterstattung unter dem Aspekt des Zusammenwirkens von Printberichten und Berichterstattung im Internet. Am Beispiel der Top 10 Unternehmen im deutschen Banksektor. Online unter: http://www2.leuphana.de/umanagement/csm/content/nama/downloads/download_publikationen/Giese_2009.pdf

[GRI06] Global Reporting Initiative (2006): Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Online unter: https://www.globalreporting.org/resourcelibrary/German-G3-Reporting-Guidelines.pdf [10.04.2012].

[HS04] Herzig, Christian/Schaltegger, Stefan (2004): Nachhaltigkeit in der Unternehmensberichterstattung: Gründe – Probleme – Lösungsansätze. Diskussionspapier zum Fachdialog des Bundesumweltministeriums (BMU) am 13. Novemer 2003, Berlin. Online unter: www2.leuphana.de/umanagement/csm/content/nama/downloads/download_publikationen/39-9downloadversion.pdf [10.04.2012].

[Pr10] Prexl, Anja (2010): Nachhaltigkeit kommunizieren – nachhaltig kommunizieren. Analyse des Potenzials der Public Relations für eine nachhaltige Unternehmens- und Gesellschaftsentwicklung. Wiesbaden: VS Verlag.

[RL09] Rowbottom, Nick/Lymer, Andy (2009): Exploring the use of online corporate sustainability information. In: Accounting Forum. Ausgabe 02/2009. S. 176-186.

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