Corona im Reporting.

Studie: Corona als dominierendes Reporting-Thema.

(english below)

Im Schnitt 95 Mal beziehen sich die DAX30-Unternehmen in ihren Halbjahresberichten 2020 auf den Coronavirus. Schlüsselbegriffe wie „Corona“, „Covid“, „Pandemie“ oder „Lockdown“ fallen auf jeder Seite durchschnittlich 1,7 Mal. Das zeigt eine heute erschienene Studie der HHL Leipzig Graduate School of Management (Lehrstuhl für Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfung und Controlling) und der Wiener Reporting-Agentur nexxar. „Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen sind aktuell das dominierende Reporting-Thema“, sagt Prof. Dr. Henning Zülch von der HHL.

Die Studie zeigt aber auch, dass die Konzerne im deutschen Leitindex das Thema durchaus unterschiedlich gewichten. So ist die Pandemie in den Halbjahresberichten von Deutsche Bank AG und Volkswagen AG mit je über 200 sprachlichen Verweisen am präsentesten. Dagegen finden sich im Halbjahresbericht von Deutsche Wohnen SE gerade einmal 12 Verweise auf rund 50 Seiten. „Die inhaltliche Präsenz von Corona hängt offenbar auch davon ab, wie sehr die jeweiligen Unternehmen von der Pandemie betroffen sind und wie stark sich Umwelt und Geschäftsmodell verändert haben“, sagt Dr. Eloy Barrantes, Geschäftsführer von nexxar. So gibt etwa der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen SE in seinem Halbjahresbericht 2020 an, dass die Folgen der Corona-Pandemie bisher kaum wesentliche Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage gehabt hätten. Auch das Geschäftsmodell blieb hier im Kern unverändert. Ein interessanter Einblick wird ebenso durch die verschiedenen sprachlichen Variationen gewährt. Das – eher abstrakte – Phänomen „Pandemie“ (34,0 Nennungen pro Bericht) oder auch der Begriff „Covid“ (31,1 Nennungen pro Bericht) werden um ein Vielfaches häufiger genannt als die konkreten Einschränkungen durch den „Lockdown“, mit durchschnittlich lediglich 2,9 Nennungen pro Bericht. „Für Unternehmen gilt es, im Tagesgeschäft mit konkreten Chancen und Risiken durch die Pandemie umzugehen, wie sie sich etwa durch die Lockdowns in zahlreichen Ländern ergeben haben. Dies muss sich auch in einer klaren externen Kommunikation widerspiegeln“, sagt Zülch.

Unternehmen genießen Vertrauensvorschuss

Die Finanzkommunikation in Sachen Corona wird von den meisten DAX30-Unternehmen bislang offenbar gut gehandhabt. Dies zeigt eine Perception-Studie die zwischen Ende April und Juni 2020 von der HHL Leipzig gemeinsam mit dem manager magazin durchgeführt wurde. „Noch ist der Kapitalmarkt mit der Berichterstattung zu den Auswirkungen der Pandemie zufrieden. Die Unternehmen in DAX, MDAX und auch SDAX genießen einen Vertrauensvorschuss, der spätestens mit den Geschäftsberichten eingelöst werden muss.“, so Professor Zülch. „In den meisten Fällen beschreiben die DAX-Unternehmen die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung umfassend und quantifizieren sie sogar. Allerdings wird nur selten etwa auf pandemiebedingte Kurskorrekturen bei der Strategie, nicht-finanzielle Aspekte oder Implikationen auf das Geschäftsmodell eingegangen.“

Geschäftsbericht muss Klarheit schaffen

Nach Ansicht der Studienautoren sind hier die im Frühjahr 2021 erscheinenden Geschäftsberichte gefordert. Im Jahresbericht werden die Auswirkungen der Pandemie im Geschäftsjahr 2020 erstmals umfassend beschrieben. Nicht nur in finanzieller, sondern auch in nicht-finanzieller Hinsicht müssen Unternehmen dabei viele Fragen beantworten: Welche Auswirkungen hatte Corona auf die Mitarbeiter? Wurden Investitionen zurückgehalten? Welche Risiken ergeben sich aus einem erneuten Lockdown? Welche wirtschaftlichen Szenarien gibt es für die Zukunft?

Gerade in unsichereren Zeiten neigen Unternehmen dabei erfahrungsgemäß zur Intransparenz, beispielsweise indem sie auf quantitative Prognosen und konkrete Ziele verzichten. „Transparenz ist aber Trumpf“, sagt Zülch: „Wenn Unternehmen die Folgen von Corona in klare Worte fassen können und daraus nachvollziehbare Schlüsse ziehen, werden sie in der Regel langfristig vom Kapitalmarkt belohnt.

 

(english version)

Study: Corona as the dominating topic in reporting

On average, the DAX30 companies refer to the coronavirus 95 times in their 2020 half-yearly reports. Key terms such as “corona”, “covid”, “pandemic” or “lockdown” are mentioned 1.7 times on each page on average. This is shown in a study published by HHL Leipzig Graduate School of Management (Chair of Accounting and Auditing) and Vienna-based reporting agency nexxar. “The corona pandemic and its impact on the economic development of companies is currently the dominant reporting topic”, says Prof. Dr. Henning Zülch of HHL.

However, the study also shows that the companies in the German leading index assign quite different weight to the topic. For example, the pandemic is most prominent in the half-yearly reports of Deutsche Bank AG and Volkswagen AG, each with over 200 references. In contrast, the half-yearly report of Deutsche Wohnen SE contains just 12 references over some 50 pages. “Corona’s presence in terms of content apparently also depends on how much the respective companies are affected by the pandemic and how much the environment and business model have changed,” says Dr. Eloy Barrantes, Managing Director of nexxar. The real estate group Deutsche Wohnen SE, for example, states in its half-yearly report 2020 that the consequences of the Corona pandemic have hardly had any significant impact on the financial position and results of operations so far. The business model has also remained essentially unchanged. An interesting insight is also provided by the different verbal terms. The – rather abstract – phenomenon “pandemic” (34.0 references per report) or even the term “Covid” (31.1 references per report) are mentioned much more frequently than the specific restrictions imposed by the “lockdown”, with an average of only 2.9 references per report. “For companies, it is important to deal with concrete opportunities and risks arising from the pandemic in their daily business, as they have been caused by the lockdowns in numerous countries. This must also be clearly reflected in external communication,” says Zülch.

Companies benefit from a leap of faith

So far, most DAX30 companies seem to have handled financial communication regarding Corona well. This is shown by a perception study conducted by HHL Leipzig together with manager magazin between the end of April and June 2020. “The capital market is still satisfied with the reporting on the effects of the pandemic. The companies listed on the DAX, MDAX and SDAX enjoy a leap of faith that must be honored with the annual reports – if not before”, said Professor Zülch. “In most cases, DAX companies describe and even quantify the effects on the economic development comprehensively. However, only rarely, strategic adjustments due to a pandemic, or non-financial aspects of the pandemic for the business model are discussed.”

Annual reports must bring clarity

According to the study, the annual reports to be published in spring 2021 are essential here. In the annual report, the effects of the pandemic in the 2020 financial year will be described for the first time in detail. What impact did Corona have on the workforce? Have investments been postponed? What are the risks of another lockdown? What are the economic scenarios for the future?

Particularly in times of uncertainty, experience shows that companies tend to lack transparency, for example by refraining from providing quantitative guidance and concrete targets. “However, transparency is key,” says Zülch: “If companies can describe the consequences of Corona in clear language and draw reasonable conclusions, they are usually rewarded by the capital market in the long term.”