Den „Kinderschuhen“ ist die unternehmerische Nachhaltigkeitsberichterstattung mittlerweile zweifellos entwachsen: Schon heute wird die Zahl der jährlich veröffentlichten Berichte auf über 4.000 geschätzt; von den 250 weltweit größten Unternehmen geben 95 Prozent ihren in- und externen Anspruchsgruppen mittlerweile regelmäßig Auskunft über nachhaltige Aktivitäten und Entwicklungen [KPMG11].
Von knappen, marketingorientieren Hochglanzbroschüren zum Umwelt- und Sozialengagement haben sich die meisten Berichte dabei längst entfernt: Moderne Nachhaltigkeitsberichte sind komplexe und integrative Reports, die in Form einer Momentaufnahme sowohl die sozialen und ökologischen, als auch die ökonomischen Entwicklungen, Ziele und Leistungen in einer Berichtsperiode abbilden [IG08]. Sie orientieren sich an den individuellen Informationsansprüchen ihrer Stakeholder sowie an anerkannten Richtlinien wie jenen der Global Reporting Initiative (GRI). Oftmals stellen sie in diesem Zusammenhang das zentrale Instrument der unternehmerischen Nachhaltigkeitskommunikation dar, wodurch ihnen in vielen Konzernen eine besondere Gewichtung zukommt.
Global Reporting Initiative (GRI)
Bis auf wenige Ausnahmen unterliegt die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen überwiegend der Freiwilligkeit – hierzulande existiert beispielsweise kein rechtlicher Zwang zur Veröffentlichung eines Berichts. Gerade deshalb kommt unverbindlichen Richtlinien und Standards mit „Empfehlungscharakter“ in der Praxis eine zentrale Bedeutung zu: Sie dienen sowohl als Orientierungshilfe für Stakeholder, als auch der Standardisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung insgesamt.
Das wohl bekannteste Beispiel sind die Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI) [Da08]. Die GRI veröffentlicht allgemein zugängliche Richtlinien für Nachhaltigkeitsberichte und entwickelt diese in einem partizipativen Verfahren permanent weiter. Damit verfolgt die GRI unter anderem das Ziel einer besseren Vergleichbarkeit der gesellschaftsbezogenen Unternehmensberichterstattung. Seit 2001 haben sich bereits mehr als 1000 Unternehmen an diesen Richtlinien orientiert [Ar11]. Mehr Informationen: https://www.globalreporting.org
Nachhaltigkeitskommunikation
Nachhaltigkeitskommunikation wird in der Literatur als ein Verständigungsprozess über zukunftsgesicherte gesellschaftliche Entwicklungen verstanden, bei welchem das „Leitbild der Nachhaltigkeit“ im Mittelpunkt steht [Mi07].
Unternehmen steht in diesem Zusammenhang ein sehr breites Instrumentarium zur Kommunikation mit ihren Anspruchsgruppen zur Verfügung. Neben dem zumeist jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht können beispielsweise auch Fachpublikationen, Pressemitteilungen oder Blog-Beiträge als Teil der Nachhaltigkeitskommunikation verstanden werden [Ho11].
Dieser Beitrag ist Teil unserer Research-Reihe “Nachhaltigkeitsberichterstattung im Internet”:
Teil 1: In aller Kürze: Was ist ein Nachhaltigkeitsbericht?
Teil 2: Motive der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Teil 3: Vorteile von Online-Nachhaltigkeitsberichten
Teil 4: Onlinespezifische Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichte
Teil 5: Usability von Online-Nachhaltigkeitsberichten
Quellen:
[Ar11] Arnold, Jens (2011): Die Kommunikation gesellschaftlicher Verantwortung am nachhaltigen Kapitalmarkt. Konzeptuelle Grundlegung eines kommunikativen Handlungsfeldes der Kapitalmarktkommunikation. Wiesbaden: VS-Verlag.
[Da08] Daub, Claus-Heinrich (2008): Standard und Entwicklungstendenzen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. In: Isenmann, Ralf/Gómez, Jorge Max (Hrsg.): Internetbasierte Nachhaltigkeitsberichterstattung. Maßgeschneiderte Stakeholder-Kommunikation mit IT. Berlin: Erich Schmidt Verlag.
[Ho11] Hoffmann, Tim (2011): Unternehmerische Nachhaltigkeitsberichterstattung. Eine Analyse des GRI G3.1-Berichtsrahmens. Köln: Josef Eul Verlag.
[IG08] Isenmann, Ralf/Gómez, Jorge Max (2008): Einführung in die internetgestützte Nachhaltigkeitsberichterstattung. In: Dies. (Hrsg.): Internetbasierte Nachhaltigkeitsberichterstattung. Maßgeschneiderte Stakeholder-Kommunikation mit IT. Berlin: Erich Schmidt Verlag.
[KPMG11] KPMG International Cooperative (2011): KPMG International Survey of Corporate Responsibility Reporting 2011. Online unter: https://www.in.kpmg.com/SecureData/aci/Files/corporate-responsibility2011.pdf [10.04.2012]
[Mi07] Michelsen, Gerd (2007): Nachhaltigkeitskommunikation: Verständnis – Entwicklung – Perspektiven. In: Ders./Godemann, Jasmin (Hrsg.): Handbuch Nachhaltigkeitskommunikation. Grundlagen und Praxis. München: Oekom. S. 25-41.